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Peter Götz (CDU/CSU) © DBT/photothek

Peter Götz kann von sich sagen, was nicht viele Bundestagabgeordnete von sich behaupten können: Sein Engagement im Parlament machte den CDU/CSU-Mann zum Präsidenten – genau genommen zum Weltpräsidenten. Seit April 2008 ist Peter Götz nämlich Weltpräsident der Globalen Parlamentariergruppe für Habitat, zuvor war er bereits zwölf Jahre Europapräsident.

Nachhaltigkeit kein Fremdwort

Die Abgesandten aller Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zusammengesetzte Parlamentariergruppe begleitet die Arbeit der UN-Organisation Habitat, des Programms der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen. Der erste Weltsiedlungsgipfel der Vereinten Nationen unter dem Titel Habitat I fand 1976 fand im kanadischen Vancouver statt, der zweite 1996 im türkischen Istanbul.

Peter Götz war bei Letzterem bereits dabei: Das Recht auf Wohnraum für Menschen auf der ganzen Welt sollte das zentrale Thema des Gipfels werden. „Natürlich ist das sehr wichtig“, sagt Peter Götz, „aber dass es in den schnell wachsenden menschlichen Siedlungen auch ein Recht auf nachhaltige Entwicklung geben musste, war damals noch nicht in den Köpfen. Das haben dann wir eingebracht.“

Nachhaltigkeit, das ist wohl auch das Wort, das am häufigsten fällt, wenn man sich mit dem CDU-Abgeordneten über die aktuellen Probleme der Städte unterhält, oder konkreter: Klimawandel, Energieversorgung, Müllbeseitigung – „das sind vor allem in Mega-Citys die großen Zukunftsherausforderungen“, sagt Götz.

„Nie über die Landesliste abgesichert“

Bevor Peter Götz begann, sich in die Lage in Städten mit vielen Millionen Einwohnern wie Manila und Lagos einzuarbeiten, blieb er lange Jahre der deutschen Kommunalpolitik treu. Seine bis 1968 dauernde Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt führte ihn geradewegs in die Verwaltung.

Im badischen Gaggenau war er zunächst Leiter des Bauverwaltungsamtes und dann Bürgermeister, bis er 1990 für den Deutschen Bundestag kandidierte – direkt und mit Erfolg. Von da an blieb er – 23 Jahre lang, immer „ohne Netz und doppelten Boden“, schmunzelt er, „nie über die Landeliste abgesichert“. Unabdingbare Voraussetzung dafür sei, sagt er, „für die Menschen im Wahlkreis da zu sein und ihre Anliegen ernst zu nehmen.“

Einsatz für die Menschen vor Ort

Da schließt sich der Kreis: Auch im Badischen wünschen die Menschen sich einen lebenswerten Lebensraum: „Das ist keineswegs Jammern auf hohem Niveau. Es ist ganz normal, dass für sie andere Probleme im Vordergrund stehen als in Afrika oder Asien.“ Und so stehen auf der Liste des Erreichten für ihn eine Reihe handfester Verbesserungen für die Menschen in seinem Wahlkreis: Von Lärmschutzmaßnahmen bis zu Ortsumgehungen. Und 23 Jahre Bundestag, das bedeutet auch: Sechs Mal wurde er wiedergewählt. Die Kontinuität in seinem Leben setzte sich bis in sein Vorzimmer fort: Auch dort begleitet ihn von Beginn an die gleiche Mitarbeiterin.

Der erste Einzug fand in das erste gesamtdeutsche Parlament in Bonn statt. Das, erinnert sich der 65-Jährige, sei vielleicht die spannendste Zeit gewesen. Gern erinnert er sich an die ersten Ausflüge nach Berlin – und ein bisschen bekommt man den Eindruck, aus der damaligen Zeit rührten auch seine intensivsten Eindrücke der Stadt.

Seit er als Abgeordneter in Berlin sitzt, gesteht er, seien seine Wege doch begrenzt: von der Wohnung um die Ecke in den Bundestag, abends vielleicht auf einen Schoppen in das Stammlokal, freitags wieder nach Hause. Zwischendurch immer wieder als Weltpräsident um die Welt, wie im April für zwei Nächte nach Nairobi, wo die UN-Habitat ihren Sitz hat. „Es kommt schon vor, dass ich morgens wach werde und mich frage: Wo bin ich?“

„Endlich Herr über den eigenen Kalender“

Und nun will er nur noch im Garten sitzen? „Das werde ich kaum schaffen“, sagt er. Aber ob sich die Familie darauf nicht freut, dass er daheim ist? „Das bleibt abzuwarten“, kontert er mit einem verschmitzten Lächeln. In jedem Fall werde er endlich einmal „Herr über den eigenen Kalender sein – darauf freue ich mich“.

Dass die Entscheidung, nicht noch einmal zu kandidieren, ihm nicht leicht gefallen sei, daraus macht er aber auch kein Hehl. „Es stand spitz auf Knopf.“ Bereuen tut er es nicht, sieht der Zukunft „frohgemut, aber auch mit Wehmut“ entgegen: „Wenn ich noch einmal etwas anderes machen will, dann jetzt!“ Was das sein wird, darüber will er noch nicht sprechen. Fest steht jedenfalls: Weltpräsident bleibt er übrigens noch ein bisschen – auch die Globale Parlamentariergruppe muss erst einmal einen neuen wählen.

(god/29.04.2013)