Achtung! Diese Seite dient der Dokumentation und wird seit Oktober 2013 nicht mehr aktualisiert.

Immer noch werden Natursteine wie Granit, Marmor oder Sandstein, die zum Beispiel als Grabsteine, Pflastersteine, Brunnen, Treppen, Tisch- und Küchenplatten Verwendung finden, häufig unter Ausbeutung von Kindern abgebaut. Darauf macht der mittelbadische CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Götz aufmerksam: „Ungezählte Kinder schuften unter widrigsten Bedingungen in Steinbrüchen – trotz der vielen Gesetze, die dies verbieten.“ Der Politiker will alle Abnehmer der Steine sensibilisieren: „Die Käufer tragen eine Mitverantwortung.“

Zum Glück gibt es laut Götz in Deutschland inzwischen zahlreiche Kommunen, die sich selbst verpflichtet haben, keine von Kinderhand hergestellten Baumaterialien mehr zu kaufen. Auch die Städte in der Region gehen verantwortlich mit dem Problem um, wie der Abgeordnete auf Nachfrage in den Rathäusern seines Wahlkreises erfuhr.

Als vorbildlich stellt er Baden-Baden heraus. Die Stadt hat im April 2010 den Beschluss gefasst, dass bei Ausschreibungen nur Produkte Berücksichtigung finden dürfen, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention (siehe „Hintergrund“) hergestellt wurden. Dies muss durch Zertifizierung nachgewiesen oder durch eine Eigenerklärung des Anbieters bestätigt werden.

Auch die Stadt Rastatt geht verantwortlich mit dem Problem um, wie der Abgeordnete auf Nachfrage im Rathaus erfuhr. Der Kundenbereich Friedhöfe verschickt im Todesfall an die Angehörigen ein Schreiben des Oberbür-germeisters, das auch allen örtlichen Steinmetzen übersandt wurde. Darin heißt es unter anderem wörtlich: „Wussten Sie, dass sehr viele Grabsteine aus Kinderhand stammen? Wenn Sie dies nicht fördern möchten, bitte ich Sie, erwerben Sie einen zertifizierten Grabstein. Sie zahlen nur 1 bis 2 Prozent mehr für einen unter ordentlichen Arbeitsbedingungen gefertigten Stein im Vergleich zu einem Stein, der in Kinderarbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen gefertigt wurde.“ Wer absolut sicher sein wolle, könne auf deutsche und europäische Steine zurückgreifen, so der Rastatter OB. Entsprechende zertifizierte Steine seien an den Siegeln IGEP, Fair Stone oder Xertifix zu erkennen.

Die Stadt Bühl ist sich der Problematik ebenfalls bewusst und handelt entsprechend, wie Götz in Erfahrung brachte. Nach Diskussionen, die bei der Umgestaltung der Hauptstraße entstanden waren, wird bei Ausschreibungen in begründeten Fällen ein entsprechender Passus aufgenommen. Demnach müssen sich Auftragnehmer vertraglich verpflichten, nur solche Produkte zu liefern, die nicht mithilfe von Kinderarbeit entstanden sind.

Die Stadt Gaggenau arbeitet im Friedhofsbereich nur mit Steinmetzen zusammen, die von der Stadt eigens zugelassen sind. „Nach unserer Kenntnis benutzen unsere Steinmetze nur heimische Materialien oder solche, die sie selbst beispielsweise in Italien einkaufen. Wenn uns etwas anderes zu Ohren käme, würden wir umgehend das Gespräch suchen und Konsequenzen ziehen. Anlass dazu gab es bisher jedoch noch nicht“, sagte Pressesprecher Manfred Mayer. Im Tiefbaubereich würden fast ausschließlich Pflastersteine von ortsansässigen Firmen bezogen. Auch der geringfügig eingesetzte Sandstein sei aus heimischer Gegend.

„Wichtig ist, dass das Engagement gegen Kinderarbeit nicht nachlässt“, zeigt sich Götz zufrieden, gibt jedoch zu bedenken: „Politische Erklärungen, kommunale Satzungen, Gütesiegel oder Zertifikate sind wichtig und richtig. Aber wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass auch sie vor Missbrauch durch Profitgier nicht vollständig schützen können.“ Kommunen, Firmen und Privatpersonen müssten deshalb Einfluss nehmen und die Einführung beziehungsweise Durchsetzung von sozialen und ökologischen Mindeststandards in den von Kinderarbeit betroffenen Staaten einfordern. „Die Käufer sind dabei keineswegs machtlos“, betont der Abgeordnete. So habe insbesondere die ex-pandierende indische Steinindustrie ein hohes Interesse daran, ihre Exporte auszubauen.

Götz: „Alle Schritte zur Förderung der Umsetzung der ILO-Konvention 182 sind zu begrüßen. Länder und Kommunen haben die Möglichkeit, Regelungen zu erlassen, die sicherstellen, dass Steine nicht von Kindern bearbeitet werden. In der Globalisierung liegt eine Chance, den Menschenrechten weltweit zur Durchsetzung zu verhelfen. Zertifizierungsmaßnahmen, Initiativen verantwortungsvoller Unternehmensführung und Partnerschaftsabkommen fördern den Schutz der Menschenrechte und verfolgen ihre Umsetzung.“

Hintergrund

Die ILO-Konvention Nr. 182 richtete sich „Gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit“ und zählt in den über 160 Unterzeichnerstaaten zu den Menschenrechten.

Im Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und FDP entsprechend ihrem gemeinsamen Wertefundament vereinbart, in ihrem Regierungshandeln für die weltweite Abschaffung von Todesstrafe, Folter und unmenschlicher Behandlung einzutreten. Insbesondere Menschenhandel, Kinderarbeit, der Einsatz von Kinder-soldaten, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Praktiken wie Genitalverstümmelung müssen geächtet und international verboten werden.